Die evangelische Kirche zu Aßlar
Die Gemeinde Aßlar ist mit dem angrenzenden, nur durch die Dill von ihm getrennten Dorf Klein-Altenstädten zu einer Kirchengemeinde zusammengewachsen. Bis 1912 gehörte die seitdem selbständige Kirchengemeinde Niedergirmes als Filialort zur Kirchengemeinde Aßlar. Beide Gemeinden waren vor der Reformation katholische Pfarreien. In den Eintragungen im so genannten Lorscher Codex aus der Zeit Karls des Großen wird Aßlar erwähnt. 1278 der Pastor Heiderich und 1484 Antonius Gießen.
Seit 1582 ist die Kirchengemeinde Aßlar eine selbständige reformierte Pfarrei. Wegen ihrer Armut hat sie in der Folgezeit mehrmals von den Nachbarpfarrern verwaltet werden müssen, weil Aßlar einen eigenen Pfarrer nicht tragen konnte.
Die auf dem Bergvorsprung gelegene schöne alte Kirche beherrscht das Tal und ist ein Wahrzeichen der Aßlarer Geschichte. Über ihr Alter, 1688, geben zwei Inschriften im Inneren Auskunft. 1770 musste sie gründlich repariert und fast ganz umgebaut werden. An der Verwüstung durch die Franzosen 1796, die die ganze Dillgegend betraf, hatte Aßlar wesentlichen Anteil. Die Kirche wurde demoliert und ein Pulvermagazin daraus gemacht und dem Dorf unerschwingliche Kontribution auferlegt. In die Amtszeit des Pfarrers Wieber (1873 – 1900) fällt die Entstehung der Landeskirchlichen Gemeinschaft, der Sonntagsschule und der Bau des Vereinshauses. In der Zeit des Kirchenkampfes 1933 ff. mussten Pfarrer und Gemeinde fest zusammenhalten. Die Wiederbeschaffung der im Kriege abgelieferten Glocken, die große Reparatur der Kirche 1935 – 1937, die Anschaffung der neuen Orgel und der Turmuhr boten Gelegenheit für ein gutes Zusammenarbeiten der kirchlichen und bürgerlichen Gemeinden. Die große Zahl der 1946 in die Gemeinde gekommenen, überwiegend katholischen Ostvertriebenen, fanden in der ersten Zeit in der Aßlarer Kirche eine Stätte für ihre katholischen Gottesdienste.
Lage und Anlage der Kirche und des Friedhofes lassen darauf schließen, dass in den unruhigen Fehdezeiten dieses Gelände die letzte Zufluchtstätte der Dorfbewohner war. Wir haben es mit einer echten Wehrkirche zu tun. Der Turm der Kirche weist heute bei seiner großen Mauerstärke noch die für einen Bergfried charakteristischen Schießscharten auf.
Hoch oben auf steilem Felsen steht unsere ehrwürdige Kirche und schaut gleichsam als Wächter auf das Dorf herab. Dort, wo sie steht, befand sich vermutlich eine Kultstätte der Germanen. In der Zeit der Christianisierung unseres Gebietes erbaute man dort eine Kapelle, wie das damals überall geschehen ist. Über die erste Zeit unserer Kirche breitet sich tiefes Dunkel. Jedenfalls ist sie nicht das erste Gotteshaus, das dort gestanden hat. Die beiden gemauerten Portale an den Längsseiten des Schiffes deuten auf eine frühe Entstehungszeit, sie könnten frühromanisch oder sogar spätkarolingisch oder ottonisch sein. Auf diese Zeit deutet auch die ungewöhnliche Breite des Schiffes, die im 12. und 13. Jahrhundert bei einer Dorfkirche kaum möglich wäre. Jedenfalls kann vermutet werden, dass in mittelalterlicher Zeit, vor dem weitgehenden Neubau des Schiffes im Jahr 1770, an der Ostseite ein Chor vorhanden war, dessen Fundamente noch im Boden stecken könnten.